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Beim Sterben zugesehen: Mordermittlungen gegen religiöse Eltern in NÖ

In Niederösterreich wird wegen Mordes durch Unterlassung ermittelt.
In Niederösterreich wird wegen Mordes durch Unterlassung ermittelt. ©APA/LUKAS HUTER
Die Staatsanwaltschaft Krems hat bestätigt, dass die Eltern aus religiösen Gründen keinen Arzt für ihre kranke Tochter geholt haben sollen. Sie sollen ihr beim Sterben zugesehen haben.

Im Fall um die Ermittlungen wegen Mordes durch Unterlassung gegen ein in Niederösterreich wohnendes Ehepaar hat die Staatsanwaltschaft Krems am Montag bestätigt, dass die beiden Beschuldigten ihre Tochter aus religiösen Gründen nicht ärztlich behandeln ließen. Das Paar soll der 13-Jährigen beim Sterben zugesehen haben. Dazu seien die beiden auch geständig, sagte Sprecher Franz Hütter.

NÖ: 13-Jährige starb infolge einer chronischen Entzündung

Dem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge starb die Jugendliche im September infolge einer chronischen Entzündung am Wohnort der Familie. Danach klickten für die Eltern - deutsche Staatsbürger, die Hütter zufolge im Waldviertel leben - die Handschellen. Weitere Details gab die Staatsanwaltschaft am Montag auf APA-Anfrage nicht bekannt. "Die Familie hat viele Kinder, diese sind alle unmündig und schwer betroffen. Jede weitere Information wäre identifizierend", hielt Hütter fest. Offen blieb daher auch, welcher religiösen Gruppierung die Beschuldigten angehören. Medienberichten zufolge sollen die beiden den Freikirchen in Österreich angehören.

Wie auch der "Kurier" berichtete, bezeichnete Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) den Tod der 13-Jährigen als "Tragödie". "Die Kinder- und Jugendhilfe hatte in der Vergangenheit lose Kontakte zur Familie, um diese bei der Kindererziehung zu unterstützen. Zuletzt gab es keinen Anlass dafür", betonte die Landesrätin auf APA-Anfrage in einem schriftlichen Statement. Die sechs Geschwister der Toten seien nunmehr in einer Betreuungseinrichtung des Landes untergebracht worden und hätten dort "einen sicheren Platz" gefunden.

Tote 13-Jährige in NÖ litt an Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Nach dem Tod einer 13-Jährigen im Waldviertel hat die Staatsanwaltschaft Krems am Montag Details bekanntgegeben. Laut Sprecher Franz Hütter litt das Mädchen an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Die Eltern sollen die Krankheit aus religiösen Gründen nicht behandeln haben lassen und sitzen nun wegen des Verdachts des Mordes durch Unterlassung in Untersuchungshaft.

Die Jugendliche starb am 17. September, bestätigte Hütter einen Bericht des ORF Niederösterreich. Laut einem "Vorab-Ergebnis" der angeordneten Obduktion dürfte die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung der Grund für den Tod der 13-Jährigen gewesen sein, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Das schriftliche Obduktionsgutachten war am Montag ausständig. Die Krankheit des Mädchens sei bei entsprechender Behandlung jedenfalls "beherrschbar gewesen", sagte Hütter: "Das Unterlassen der Eltern ist kausal für den Todeseintritt."

Mädchen war 2017 in Behandlung

Laut ORF Niederösterreich war das Mädchen 2017 aufgrund der chronischen Entzündung in ärztlicher Behandlung. Dass ein Aufenthalt im Wiener Donauspital auf Wunsch der Eltern abgebrochen wurde, kommentierte Hütter auf APA-Anfrage nicht.

(APA/Red)

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